
Noch heute prägt dieser Grundsatz das einzigartige Engagement der andante Jugendhilfe.
Ganzheitliche Hilfe für traumatisierte Kinder und Jugendliche, bei der das Individuum zu jeder Zeit im Zentrum steht. Mit ebenso viel Herz wie Sachverstand umgesetzt. Dafür steht die andante-Pädagogik und ist in der Jugendhilfe als oftmals letzte Rettung bekannt, wenn andere Modelle an ihre Grenzen stoßen. Wir sind stolz darauf, somit jeden Tag Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg durch das Abenteuer Leben zu begleiten und gemeinsam mit ihnen erwartungsvoll in ihre Zukunft zu blicken.
Dass heute rund 150 Mitarbeiter bei der andante gGmbH tagtäglich Heranwachsende auf diese Art auffangen und auf ein selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft vorbereiten, verdanken wir einer Vision. Einer Vision, die noch immer fester Bestandteil unseres Engagements ist. Der Vision eines Mannes, der am liebsten Berge versetzt hätte, um all denjenigen zu helfen, die Hilfe am dringendsten benötigen. Und der fest an eine Zukunft für diejenigen glaubte, an die viele den Glauben bereits aufgegeben hatten, oft inklusive ihnen selbst.
Thomas Peltzer hat die andante gGmbH maßgeblich geprägt. Und prägt sie noch heute, über sein Leben, das 2017 so plötzlich endete, hinaus. Nicht nur als Visionär und Gründer. Ebenso durch seine Herangehensweise an die Arbeit mit jedem neuen Klienten, bei der dessen individuelle Persönlichkeit und Biographie im Vordergrund standen. Und nicht zuletzt mit seinem durch und durch humanistischen Menschenbild, das den Grundstein der andante-Pädagogik bildet und auf Respekt und Wohlwollen fußt.
Wer Thomas Peltzer einmal begegnet ist, dem blieb und bleibt seine Persönlichkeit fest im Gedächtnis. Sie war geprägt von einer Vielzahl an Interessen, die den meisten Menschen ausreichen würde, um mehr als nur ein Leben damit zu füllen. Dabei kratzte er niemals nur an der Oberfläche, sondern widmete sich seinen Leidenschaften voller Hingabe. Allen voran der Musik, die Peltzer so sehr liebte und in der er komplett versinken konnte. Sie war auch Namensgeber für sein Lebenswerk: Die Jugendhilfeeinrichtung andante. Denn ebenso groß wie seine Leidenschaft für alles Musische war Thomas Peltzers Wille zu helfen. Er war fest entschlossen, Kindern und Jugendlichen eine Zukunft zu schaffen, die andere Einrichtungen längst abgeschrieben hatten. In jedem einzelnen von ihnen sah der 1956 Geborene etwas, das tief in ihnen schlummerte, vergraben unter Ängsten und Schutzmechanismen. Vom Korrigieren vermeintlicher Fehler hielt er ebenso wenig wie von starren Plänen und Erwartungsdruck an die Heranwachsenden. Er wollte sie in ihrer Persönlichkeit bestärken, ein Partner sein, der ihnen beisteht, statt sie in feste Schemata zu pressen.
Mit seinem unumstößlichen Willen, etwas für diese Menschen zu bewegen, stieß Peltzer bei seiner Arbeit bei einer Jugendhilfeeinrichtung schnell an die Grenzen der gegebenen Möglichkeiten. Immer wieder gab es Kinder und Jugendliche, deren persönliche Herausforderungen so groß erschienen, dass sie durch das Raster der Bürokratie fielen. Ein Umstand, den Peltzer nicht akzeptieren wollte. Da er keinen Jugendhilfe-Träger finden konnte, bei dem Heranwachsende mit Traumata hinreichend individuell und mit dem nötigen Höchstmaß an Geduld und Flexibilität betreut wurden, machte er sich selbständig, um diese Lücke zu füllen. Thomas Peltzer wollte eine Pädagogik mit Seele bieten. Eine Pädagogik, die etwas bewegt; für die Betroffenen sogar die ganze Welt. Diese neue Form der Traumapädagogik sollte den Klienten ganzheitlich in seiner Lebenswelt abholen und sinnliche Erfahrungen bieten. Schließlich waren die Kinder und Jugendlichen durch ihre Traumata oftmals in ihrer Gefühlswelt gefangen und nicht alle über den vormals klassischen Weg der Sprache zu erreichen.
Die andante Jugendhilfe war geboren. Und mit ihr eine der allerersten Einrichtungen, die sich explizit traumatisierten Jugendlichen und ihrer Bedürfnisse annahm. Der Name andante, die in der Musik „langsam voranschreitende Bewegung“, verdeutlicht, dass die menschliche Entwicklung eine Bewegung ist, die Druck oftmals unterbindet. Erst nach der Entschleunigung, wenn der Betroffene das Tempo selbst bestimmt, wird freies Fließen möglich.
So groß sein Wille zu helfen war, hätte sich Peltzer bei der Gründung im Jahr 2003 wohl kaum träumen lassen, dass aus seiner Vision eines Tages eine Gemeinschaft mit drei Geschäftsstellen und rund 40 Betreuungsstellen wird, die einer wachsenden Anzahl von Menschen auf ihrem Weg zur Seite steht. Eine Einrichtung, die trotz der inzwischen stattlichen Größe ihren Klienten noch ebenso individuell wie flexibel hilft, wie er es in den Anfangstagen tat. Zu Beginn war es ein Jugendlicher, um den sich das Engagement von Peltzer und seiner zunächst drei Mitarbeiter drehte. Einen Firmenwagen gab es nicht, nur ein kleines Büro. Und auch keinen Businessplan. Der anvisierte Erfolg bestand in ganz konkreter Hilfe für Hilfsbedürftige. Ziel war eine Pädagogik, die niemanden fallen oder am Abgrund stehen lässt. Die Kinder und Jugendlichen sollten ohne Druck zur Ruhe kommen dürfen. Denn Peltzer wusste, dass sie sich nur so emotional aus ihrer traumatischen Vergangenheit befreien und entfalten konnten. So sind es bis heute sie, die mit ihren Bedürfnissen die jeweiligen Hilfsmaßnahmen und den Takt unserer Arbeit vorgeben. Thomas Peltzers untrügliches Gespür für die Heranwachsenden und die tatkräftige Umsetzung zeigten Erfolge und so dauerte es nicht lange, bis aus dem ersten Klienten immer mehr wurden. Es waren zunächst hauptsächlich Jugendliche, die die Jugendämter an ihn vermittelten, weil andere Träger ihnen nicht zu helfen vermochten. Sie benötigten individuelle Maßnahmen und eine intensivere Betreuung, als herkömmliche Einrichtungen mit ihren oft starren Konzepten ihnen bieten konnten.

andante war sein Leben, den Kindern und Jugendlichen zu helfen, seine Passion. Dabei war es obligatorisch, jedes Kind und jeden Jugendlichen mit Namen zu kennen.
Thomas Peltzer war dabei fest entschlossen, den Heranwachsenden etwas zu geben, das sie sonst nicht bekamen: Ein Zuhause. Nicht nur als physischen Ort; sie alle sollten das Gefühl erleben dürfen, angekommen zu sein. Bei der Suche nach den passenden Hilfsmaßnahmen zeigte Peltzer einen untrüglichen Instinkt und sehr viel Fingerspitzengefühl für das, was die Betroffenen gerade brauchen. Damit bleibt er seinen Kollegen nachhaltig im Gedächtnis. Die Hilfepläne gründeten nicht nur auf fundiertem Fachwissen, sondern waren stets mit einem Höchstmaß an Empathie umgesetzt.
Trotz aller Ambitionen und allem Engagement war Peltzer immer Realist, der seine Grenzen kannte und sagte: „Ich will nicht die Welt retten.“ Doch für viele Kinder und Jugendliche hat er genau das getan.